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Supervision ist Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts in beruflichen Feldern entstanden, deren Basis eine gute Arbeitsbeziehung zwischen den Anbietern einer Dienstleistung und ihren Leistungsempfängern ist. Der Begriff Supervision (Deutsch: „Von-oben-Betrachtung“) beschreibt bereits im Ansatz, worum es in der Supervision geht. Eine Betrachtung von oben mithilfe eines sogenannten Supervisors, um das eigene berufliche Handeln zu reflektieren und zu verbessern.
Die Anfänge der supervision

Die Anfänge der Supervision liegen in den USA. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahmen die USA ca. 15. Millionen Einwanderer auf. Trotz boomender Industrien waren die Arbeitsbedingungen der Arbeiter katastrophal. Zyklisch verlaufende Wirtschaftskrisen bewirkten einen enormen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Vor allem gerade in den Arbeiterfamilien herrschte tiefe Armut – Geboren wurden daraufhin die Arbeitsmethoden der Supervision von der Organisation Charity Organization Societies.

WAS IST: Supervision

Supervision ist Beratung von Menschen in Ihrer Arbeit. Sie setzt an der Schnittstelle von Profession, Organisation und Person an. Zu meist ist der Übergang zu persönlichen Themen fließend.

Einsatz von Friendly Visitors

Die Charity Organization Societies setzten sogenannte Friendly Visitors, ehrenamtliche Helfer, und zwar vor allem Frauen aus wohlhabenden Bevölkerungsschichten, in der Armenfürsorge ein. Den Friendly Visitors wurden hauptamtliche Mitarbeiter zur Seite gestellt, die sie bei der Vergabe von Hilfsgütern an Bedürftige kontrollieren sollten. Das waren die ersten Supervioren.

Bald darauf wurde das Spektrum der Unterstützung für die Friendly Visitors auf die psychosozialen Aspekte der Hilfe erweitert, um einerseits die Helfer zu stärken und zu begleiten und anderseits deren Arbeit zu verbessern und zu optimieren.

Entwicklung von Beziehungs- dynamiken

Die Beziehungs- Dynamiken zwischen Klienten und Helfern kam verstärkt in den Blick. Hilfe, Beratung und Kontrolle bildeten die Hauptmerkmale von Supervision.

Die Beziehungs- Dynamiken zwischen Klienten und Helfern kam verstärkt in den Blick. Hilfe und Kontrolle bildeten die Hauptmerkmale von Supervision. Damit war Supervision sehr früh ein Qualitätssicherungs- und Qualitätsentwicklungsinstrument in der sozialen beruflichen Arbeit.


Während in den USA noch heute der Kontrollaspekt neben der Unterstützung in der Supervision von großer Bedeutung ist, haben die Supervisoren in Deutschland sehr früh den Beratungsaspekt ins Zentrum ihres Handeln gestellt. Dass das so ist, hat mit der deutschen Geschichte während der Nazizeit, den Entwicklungen in der BRD nach 1945, den USA als Siegermacht und den so genannten “Achtundsechsigern” zu tun.

1950 wird erstmals in der deutschen Fachliteratur zur sozialen Arbeit der Begriff “Supervision” erwähnt. (Herta Kraus, Hrsg. 1950 Casework in USA, Frankfurt a.M.). Der erste Artikel über Supervision erscheint in der Zeitschrift der Kinderpsychologie und Kinderpsychiatrie von Erna Marun unter dem Titel “Casework und Supervision in der amerikanischen Jugendfürsorge.

Das Bestreben nach Wirksamkeit

Supervision ist über viele Jahre hinweg eng mit der Entwicklung sozialer Arbeit verbunden und so übernimmt sie in den Fünfzigerjahren mit dem Casework (Einzelfallhilfe) auch deren Methoden. Analog dazu findet Supervision im Face-to-Face-Setting, der Einzelsupervision, statt. Auch die Gruppenarbeit, die sich in dieser Zeit als neue demokratische Lebensform in Beruf und Alltag versteht, hat Auswirkungen auf Sozialarbeit und Supervision.

In den Siebzigerjahren und darüber hinaus dominiert in der Supervision der psychanalytische Rahmen (Belardi 1992, S. 96), wodurch hauptsächlich tiefenpsychologische Konzepte und eine der Psychotherapie entspringende Gesprächsführung eingesetzt werden. Es entsteht sogar der Eindruck, dass Supervision aus der Psychoanalyse stammt. Erst Weigand rückt 1989 mit seinem Aufsatz “Sozialarbeit – das Ursprungsland der Supervision” die historischen Bezüge wieder zurecht.

Einzug der Gruppenarbeit

Gegen Ende 1989 hält auch die Gruppensupervision Einzug in Deutschland und erfreut sich schnell in vielen Bereichen mit einer hohen Akzeptanz. Sie wird neben der Psychoanalyse zu einem der wichtigsten Verfahren in der Supervision. Diese Entwicklung hat Auswirkungen aus das Vorgehen und das Setting der Supervision. Zur Einzelsupervision kommt nun auch die Gruppensupervision hinzu und gewinnt rasch an Bedeutung.

Organisations- und Soziologische Tendenzen

In den Achtzigerjahren ergänzen organisationssoziologische die gruppendynamischen Tendenzen in der Supervision. Als drittes Setting etabliert sich die Teamsupervision und erhält große Nachfrage. Zunehmend werden auch systemische Konzepte attraktiv für die Supervision. Darüber hinaus gewinnt der Konstruktivismus als Erkenntnis- Theorie Bedeutung und prägt weite Bereiche der Supervision entscheidend mit. 1992 bringen Kersting/Neumann-Wirsing das erste Buch zur systemischen Supervision heraus, das konstruktivstische Ideen auf Supervision bezieht (vgl. Neumann-Wirsing 1992).

Das Level - Systemisch

Das Label “Systemisch” ist heute für die Supervision unverzichtbar. In der Zeitschrift “ManagerSeminare” erscheint 2003 (Heft 65) eine Umfrage zu den Anforderungen an Supervisoren. Zu 98% der Befragten halten es für unabdingbar, dass Supervisoren systemisch arbeiten können. Viele Kollegin und Kolleginnen haben seither Fragetechniken und Tools aus dem systemischen Kontext in ihre Supervisionen übernommen.

Supervision und Coaching

Supervision ist durchaus mit verschiedenen Verfahren aus dem Coaching vergleichbar. Als greifbarsten Unterschied zwischen Coaching und Supervision macht Citrusthinking die verschiedenen Ziele sichtbar. Supervision ist grundsätzlich ausgerichtet, auf das berufliche Handeln ausgerichteten Zielsetzung in Bezug auf Strukturen und Organisation (Überblick), wobei der Übergang zur Person durchaus fließend sein kann. Coaching hingegen zielt auf die Bedürfnisse der Person und der Organisation usw.

Supervision und ihre Fähigkeiten

Supervision hat die Fähigkeit bewiesen, Konzepte und Methoden zu adaptieren und zu integrieren, ohne in benachbarte Beratungsformen “abzurutschen”. Das Bestreben nach Wirksamkeit und Nachhaltigkeit ist dabei der entscheidende Motor der Supervisoren, sich und die Supervision weiterzuentwickeln. Supervision hat in soweit ihre Eigenständigkeit bewahrt und zeichnet sich heute durch eine breite Methodenvielfalt und einen reichen Methodenschatz aus.

Persönliche Themen in der Supervision

Ein erfahrener Supervisor erkennt und greift die persönlichen Themenbereiche des Supervisanten professionell auf. Je nach der fachlichen Ausbildung kann der Supervisor diese Themen in einer erweiterten Frequenz mit dem Klienten vertiefen und demnach eventuell zu fundiert Beratung führen.

Geschichtliches zur Supervision