Das Machtmotiv verstehen
– In der Organisationspsychologie –
Wie auch für andere Motivsysteme wird für das Machtmotiv angenommen, dass es durch innere und äußere Anreize generiert und das Erreichen mit positiven affektiven Konsequenzen, assoziiert wird. Hier erfahren sie mehr über das Verständnis und die Motivation von Macht in der Forschung und über Machtquellen.
Das Machtmotiv als gelernte Disposition
Für das Machtmotiv ist der Anreiz das Erleben von Einfluss, das wiederum mit positiven Erlebnisqualitäten wie einem Gefühl der Stärke assoziiert ist (McCelland, 1985).
Interindividuelle Unterschiede im Machtmotiv kommen durch unterschiedliche Erfahrungen mit positiven (Belohnung) und negativen (Bestrafung) Folgen des Machthandels in der frühen Kindheit zustande.
McClelland und Pilon (1983) erfragten 1951 die Erziehungstechniken von Müttern und besagten aus den so gewonnen Parametern über fünfundzwanzig Jahre später, die Motive der nun Erwachsenen vorher. Als Prädiktor eines hohen Machtmotives erwies sich die Toleranz, die die Mütter ihren fünf jährigen Kindern gegenüber aggressivem Verhalten zeigten.
Die Autoren interpretierten diesen Zusammenhang so, dass die weniger strikte Kontrolle und Sanktionierung von Verhalten die Erfahrung von Einflussnahme und den mit ihr assoziierten affektiven Konsequenzen ermöglichte.
Das Verständnis von Macht
Macht hat viele Facetten. Umso schwieriger ist die Machtmotivation an Hand von Studien klar zu definieren, da es über die Machtmotivation bis dato weniger Studien gibt, als zu Forschungsarbeiten zur Leistungsmotivation.
Eine Gemeinsamkeit unzähliger Machtdefinitionen in Schriften aus verschiedenen Epochen und über verschiedene Disziplinen hinweg ist das Verständnis von Macht als die Einflussnahme auf andere gegen deren Willen. Dies löst unvermeidlich Assoziationen zu Machtmissbrauch, Tyrannei und Unterdrückung aus.
Definition und Gegenstandsbereich der Machtmotivations- Forschung
Schultheiss (2008 beschreibt das Machtmotiv als die Neigung, Befriedigung aus der physischen, mentalen und emotionalen Einflussnahme auf andere zu ziehen. Auch im Zentrum früherer Machtmotivdefinitionen steht die Einflussnahme und Kontrolle anderer. So bezieht sich nach Lewis (1951) Macht auf eine andere Person, auf die Einfluss ausgeübt wird. Die Macht über Person A über Person B. Wichtig ist, dass die Machtausübung assoziierte positive Gefühle von Stärke als das eigentliche Motivziel gilt (McClelland, 1985). Menschen handeln, weil das erreichen ihrer Macht- Ziele mit Kontrollerleben und Selbstwirksamkeit verbunden ist, was wiederum erfolgreiches machtthematisches Verhalten verstärkt.
Murray (1938) identifizierte in seinem Motivklassifikationsansatz das Bedürfnis nach Dominanz als ein wichtiges psychologisches Grundbedürfnis. Er umschreibt es mit den Stichworten “to influence or control others. To persuade, prohibit, dictate.” (Murray, 1938,S.82)
Machtquellen und Machthandeln
Wie aber gelingt es, Einfluss auf andere auszuüben, um letztendlich ein Gefühl von Stärke erleben zu können? Nach French und Raven ist die Voraussetzung hierfür eine Ressourcen- Überlegenheit gegenüber anderer Personen. Diese Ressourcen haben French und Raven (1959) in secht Machtquellen kategorisiert.
1. Belohnungs- und Bestrafungsmacht
Andere für ihr Verhalten belohnen oder bestrafen zu können – z.B. Notengebung durch Lehrpersonen oder Sanktionen durch Vorgesetzte
2. Legitimierte Macht
Eine Person darf aufgrund von Normen oder Regeln einer Gesellschaft ganz legitim Macht auch gegen den Willen einer anderen Person ausüben. z.B. Festnahmen der Polizei. Sanktionen von Vorgesetzten bei mangelnder Arbeitsleistung.
3. Vorbildmacht
Auch Vorbildern über Macht in dem Sinne aus, dass sie andere dazu veranlassen, zu werden wie sie.
4. Expertenmacht
Expertise ist eine weitere Quelle für Macht, bei der andere auf das Wissen oder die Fähigkeiten einer anderen Person angewiesen sind. Ein Beispiel für Expertenmacht sind ärztliche Gesundheitsempfehlungen, die mehr Einfluss auf die Verhaltensänderung haben als der Rat eines Bekannten, doch endlich mit dem rauchen aufzuhören.
5. Informationsmacht
Die Quelle der sind hier Informationen über die zu beeinflussenden Personen und die Möglichkeit, diese zugunsten oder zuungunsten dieser Personen einzusetzen (z.B. strategische Informationsausspielungen am Arbeitsplatz, Erpressung)
Weitere theoretische Überlegungen und empirische Studien zu Machtquellen zeigen zwar, dass allein der wahrgenommene Besitz von Machtquellen (ohne dessen Ausübung) das Machtmotiv zu befreidigen vermag, aber auch, dass der Besitz von Machtquellen, wie beispielsweise die Fähigkeit, die Ressourcen anderer kontrollieren zu können, machtthematische Handlungen anstößt.
Die Entwicklungsstadien von Macht (McClelland, 1975)
Das Gefühl von Stärke und Macht als eigentliches Motivziel kann durch unterschiedliche Verhaltensweisen erreicht werden. McClellens Anliegen war, diese Äußerungsformen von Machthandeln zu klassifizieren. Die zwei Klassifikationsdimensionen sind die Quelle der Macht, die entweder in oder außerhalb der Person liegen kann und das Objekt der Macht, das entweder das Selbst oder der Andere sein kann. McClelland betrachtet die so entstehenden vier Machttypen, anlehnend an die Stadien der Ich-Entwicklung nach Erikson als Entwicklungsstadien, die eine Person vom Kindes- zum Erwachsenenalter durchläuft. Die Stadien bauen einander auf, nicht jede Person erreicht aber das höchste Stadium.
Hier finden Sie den Beitrag – Machtstadium 1. – 4.
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