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Panikattacken

Wenn der Körper ohne Grund in Alarmbereitschaft gerät

Stell dir vor, du sitzt ganz ruhig im Restaurant, vielleicht möchtest du zu Abend essen – mit deiner Frau, deinem Mann oder mit lieben Freunden. Du unterhältst dich über aktuelle Themen mit Freunden oder bist einfach nur in Gedanken versunken. 

Plötzlich setzt ein überwältigendes Gefühl von Angst ein – dein Herz beginnt zu rasen, du hast von einem Moment auf den anderen das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, deine Hände werden feucht, und du spürst, wie dein Körper in völlige Anspannung gerät. 

In deinem Kopf häufen sich die Gedanken: “Was passiert hier? Geht es mir gut? Wird es noch schlimmer?” Und in diesem Moment fragst du dich, ob du wirklich in Gefahr bist oder ob es einfach nur eine Panikattacke ist.

Für Menschen, die unter Panikattacken leiden, kann dieser Moment beängstigend und völlig unvorhersehbar sein. Diese plötzlichen, intensiven Angstanfälle treten oft ohne ersichtlichen Grund auf und überfordern Körper und Geist. Es ist, als ob der Körper auf eine Bedrohung reagiert, die nicht wirklich existiert. Doch was passiert in solchen Momenten wirklich im Körper und Gehirn? Warum fühlt es sich an, als würde die Welt plötzlich auf den Kopf gestellt, obwohl keine unmittelbare Gefahr besteht?
In diesem Beitrag werfen wir gemeinsam einen Blick auf die wissenschaftlichen Mechanismen hinter Panikattacken und ich erkläre, wie sie entstehen – und was wir tun können, um ihnen zu begegnen.

Was passiert im Körper und Geist

Panikattacken sind mehr als nur ein flüchtiges Gefühl der Angst. Sie sind intensive Episoden, in denen der Körper und Geist scheinbar ohne Vorwarnung in Alarmbereitschaft versetzen. Doch was passiert eigentlich im Inneren, wenn diese plötzlichen „Angststürme“ uns übermannen? Werfen wir einen wissenschaftlichen Blick auf die Mechanismen, die hinter Panikattacken stecken, und erklären auf, wie unser Gehirn und Körper in solchen Momenten reagieren.

1. Das limbische System und die Amygdala: Die "Angstzentrale" des Gehirns

Unsere Wahrnehmung von Bedrohung und Gefahr wird im Gehirn durch das limbische System, insbesondere durch die Amygdala, verarbeitet. Die Amygdala ist das Zentrum für emotionale Reaktionen und spielt eine zentrale Rolle bei der Entstehung von Angst. Bei einer Panikattacke kommt es zu einer übermäßigen Aktivierung der Amygdala, oft ohne dass eine konkrete Bedrohung vorliegt. Diese Fehlreaktion des Gehirns lässt den Körper in den „Kampf-oder-Flucht“-Modus schalten – eine Reaktion, die ursprünglich dazu diente, uns vor Gefahren zu schützen. Doch in der modernen Welt, in der die meisten von uns keine realen „Angriffe“ zu fürchten haben, löst diese Reaktion in manchen Fällen Panikattacken aus, die ohne äußeren Anlass auftreten.

2. Körperliche Symptome: Eine Kettenreaktion des Körpers

Die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion führt zu einer Vielzahl von körperlichen Symptomen, die die Panikattacke begleiten:

  • Herzklopfen oder beschleunigter Herzschlag
  • Schwitzen, oft in Verbindung mit Hitzewallungen
  • Atemnot oder das Gefühl, keine Luft zu bekommen
  • Schwindel oder das Gefühl, ohnmächtig zu werden
  • Krämpfe oder Bauchschmerzen
  • Übelkeit oder Verdauungsprobleme

Diese Reaktionen sind eine direkte Folge der Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol, den beiden Stresshormonen, die der Körper in Gefahrensituationen freisetzt. Sie bereiten den Körper darauf vor, schnell zu handeln. Doch bei einer Panikattacke passiert dies ohne eine tatsächliche Bedrohung, was die Symptome oft als übertrieben und unangemessen erscheinen lässt.

3. Kognitive Verzerrungen: Die Angst vor der Angst

Ein weiterer wichtiger Faktor bei Panikattacken ist die Art und Weise, wie wir körperliche Empfindungen interpretieren. Ein schneller Herzschlag, der vielleicht durch ein hohes Stressniveau verursacht wurde, wird oft als Anzeichen für einen Herzinfarkt fehlinterpretiert. Diese kognitiven Verzerrungen verstärken die Angst und können den Beginn einer Panikattacke auslösen oder die Symptome noch verschärfen. Dies führt zu einem Teufelskreis: Je mehr man sich auf die unangenehmen körperlichen Symptome fokussiert, desto mehr wächst die Angst davor – und umgekehrt. Diese selbstverstärkende Spirale kann eine Panikattacke in Gang setzen, die sich dann immer weiter ausdehnt.

4. Neurobiologische Mechanismen: Der Einfluss von Neurotransmittern

Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass bei Panikattacken auch eine Dysbalance in der Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter eine Rolle spielt. Neurotransmitter wie Serotonin, GABA (Gamma-Aminobuttersäure) und Noradrenalin sind entscheidend für die Regulierung von Stimmung, Angst und Stressreaktionen. Eine Fehlregulation dieser chemischen Botenstoffe kann dazu führen, dass der Körper auf Stresssignale überempfindlich reagiert, was zu Panikattacken führt. In manchen Fällen kann eine verminderte Aktivität von GABA, einem hemmenden Neurotransmitter, der normalerweise beruhigend wirkt, dazu führen, dass der Körper auf Stress verstärkt reagiert. Gleichzeitig kann ein Überschuss an Noradrenalin, einem Erregungsbotenstoff, das Gefühl von Übererregung und Angst verstärken.

5. Genetische und Umweltfaktoren: Eine komplexe Wechselwirkung

Die Entstehung von Panikattacken ist nicht nur eine Frage der Biologie, sondern auch der Umwelt und der persönlichen Lebensgeschichte. Genetische Faktoren spielen eine Rolle – Menschen mit einer familiären Vorbelastung für Angststörungen sind häufiger von Panikattacken betroffen. 

Auch traumatische Erlebnisse, chronischer Stress oder ungelöste Konflikte können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Panikattacken zu entwickeln.

In vielen Fällen ist es eine Kombination aus genetischer Prädisposition und Umweltfaktoren, die den Auslöser für eine Panikattacke liefert. Dies erklärt, warum nicht jeder, der unter Stress leidet, auch tatsächlich Panikattacken erlebt.

Conclusio:

Panikattacken verstehen und behandeln

Panikattacken sind kein Zeichen von Schwäche und schon gar kein „verrückt werden“. Sie sind Ausdruck einer tiefgreifenden biologischen und psychischen Reaktion auf wahrgenommene – oft unbewusste – Überforderungen. Sie zeigen uns, dass das autonome Nervensystem in Alarmbereitschaft gerät, obwohl keine reale Gefahr vorliegt. Dieses Missverhältnis zwischen innerem Erleben und äußerer Realität kann zutiefst verunsichern – und gleichzeitig ist genau hier der Ansatzpunkt für Verständnis und Veränderung.

Die gute Nachricht ist: Panikattacken sind behandelbar. 

Moderne psychotherapeutische Verfahren – insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie, aber auch körperorientierte Ansätze, wie Achtsamkeits- Methoden und Verfahren zur Emotionsregulation – zeigen nachweislich gute Erfolge. 

Entscheidend ist, die Angst nicht länger als Gegner, sondern als Botschafter zu betrachten. Sie trägt Informationen über unser Innenleben in sich, über Grenzen, über nicht beachtete Belastungen, über emotionale Altlasten, die vielleicht schon lange auf Gehör warten.

Für viele beginnt der Weg aus der Panik mit einem einfachen, aber kraftvollen Schritt: dem Verstehen. Zu begreifen, dass das, was geschieht, erklärbar ist – neurobiologisch, psychologisch, erfahrungsbasiert. Und dass man damit nicht allein ist.

Wer Panikattacken erlebt, verdient keine Scham, sondern Mitgefühl und fachkundige Unterstützung. Es braucht Mut, sich dem zuzuwenden, was so überwältigend erscheint – doch genau darin liegt auch die Chance auf innere Stärke, Selbstwirksamkeit und Heilung.

Sie möchten sich Unterstützung holen

Wenn Sie selbst von Panikattacken betroffen sind oder jemanden begleiten, der darunter leidet, stehe ich Ihnen gern zur Seite. In einem geschützten und vertrauensvollen Rahmen können wir gemeinsam verstehen, was Ihre Symptome ausdrücken möchten – und wie Sie Schritt für Schritt wieder in Ihre innere Sicherheit und Selbstwirksamkeit finden können. Ich biete psychologische Beratung und Einzelstunden für Menschen an, die sich wieder mit ihrer eigenen Stärke verbinden möchten – fundiert, empathisch und individuell auf Ihre Situation abgestimmt. Nehmen Sie gern Kontakt mit mir auf, wenn Sie einen Termin vereinbaren möchten oder noch Fragen haben. Der erste Schritt beginnt oft mit einem Gespräch. Ich freue mich darauf, Sie kennenzulernen.

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