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Wer kennt es nicht – Das Gefühl von Eifersucht, wenn sie/er am Abend ständig Whatsapp, Signal oder Threema usw. checkt und permanent tippend im Telefon verschwindet und gedanklich meilenweit entfernt erscheint. Ganz hart ist es, wenn sie/er dabei das Handy auf Seite dreht, sodass man wirklich nicht darauf blinzeln kann, während der Tatort läuft.

Der Alltag erscheint durch das Smartphone zunehmend fragmentiert und unsere Aufmerksamkeits- Spanne reduziert sich. Nahezu unaufhaltsam verflechtet sich das analoge Leben mit dem digitalen Leben und es erhebliche Auswirkungen auf die Art und Weise, wie wir lieben und Beziehungen führen.

Das Smartphone zieht unsere Aufmerksamkeit in den Bann und sorgt immer öfter auch für Eifersucht und Streitigkeiten innerhalb von Beziehungen. Kein Wunder, denn nicht nur alle 11 Minuten verliebt sich ein Single bei “Parship” und wir schauen (um vom Thema: Mr. “Right” Online kennenzulernen anfangs schnellst möglichst wieder weg zu kommen) im Schnitt aller 12 Minuten auf unser Smartphone. Das Wissen sorgt für Unruhe und Unsicherheit in Beziehungen. Für viele auch eine Flucht und eine Art einander aus dem Weg gehen, dort wo einst um die Liebe gekämpft wurde.

Die Lügen zum verbleib am vermeintlichen Sportabend

In diesem Jahr wurde das Handy 50 Jahre alt, doch erst durch die rasante Entwicklung des Smartphones, durch zahlreiche intelligente Apps und die globale Digitalisierung wurden unsere Kommunikationswege nicht nur schneller, sondern auch haptischer und emotionaler. Ich denke da nur an Instagram. Visuell und Haptisch.

Wenn man an die Eifersucht von einst denkt, dann kommen einem schnell ganz klassische stutenbissige Unterhaltungen, Lügen zum verbleib am vermeintlichen Sportabend, ganz krass das Doppelleben und die damit verbundene Vertragsbrüche in den Sinn. Noch im letzten Jahrhundert kamen Affären z. B. durch angebrochene Kondompackungen, andersfarbige Haare im Bett, Knutschflecken an den schönsten Stellen, versteckte Liebesbriefe oder und unbekannte Hotelrechnungen ans Tageslicht.

Heute spielt das Smartphone sowohl bei Anbahnungen, als auch bei der Aufdeckung von partnerschaftlichen Vertragsbrüchen die größte Rolle. Kein Wunder, dass das Smartphone mittlerweile zur intimsten Zone innerhalb einer Partnerschaft zählt.

Ein unbeobachteter Blick auf das Display des Smartphones oder in den Browserverlauf des Partners kann so manche böse Überraschung mit sich bringen. Auch ein verändertes Smartphone – Verhalten innerhalb einer Partnerschaft fördert nicht selten Misstrauen und damit einhergehend auch das Gefühl von Eifersucht.

Was genau ist eigentlich Eifersucht?

Eins ist sicher: Eifersucht ist ein starkes negatives Gefühl, das Menschen im Affekt zu Beziehungstaten bis hin zum Mord treiben oder im Eifersuchtswahn verrückt werden lassen kann. Schauen wir uns dieses mächtige Gefühl einmal näher an, so stellen wir schnell fest, dass hierzu in der Regel eine Triade gehört: eine eifersüchtige Person, die darunter leidet, etwas nicht zu bekommen, was sie aber glaubt, dass es ihr zustehe.

Eine Bezugsperson, in der Regel eine vertraute Person, mit der eine emotionale Verflechtung besteht: Partner, Freunde, Arbeitskollegen, Eltern, Geschwister, Mitschüler. Und eine dritte Person oder eine Sache, wie Hobby, Beruf, Smartphone, die von der Bezugsperson Ressourcen Sexualität, Emotionen, Geld, Zeit und oder Aufmerksamkeit erhält.

Eifersucht begleitet uns ein Leben lang. Schon kleine Kinder kennen das Gefühl. z.B. wenn Geschwister von den Eltern gefühlt bevorzugt werden. Im Alter lernen wir das Gefühl stärker zu kontrollieren, benutzen Strategien, um es in den Griff zu bekommen, und versuchen, die Rationalität walten zu lassen.

Und dann kommen sie doch, Lebenssituationen, in denen sich unverhofft Eifersucht einstellt, obwohl man sich theoretisch gut darauf vorbereitet hat und versucht, dieses negative Gefühl nicht an sich herankommen zu lassen. So negative und (grausam) sich Eifersucht auch anfühlt, so kommt durch Eifersucht eine überaus wichtige Schutzfunktion hinzu.

Frühwarnsystem eifersucht
Eifersucht ist eine Art Frühwarnprogramm, das besonders in verbindlichen Partnerschaften und während der kräftezehrenden Phase der Kinderaufzucht dazu dient, Ressourcen auf die Familie und die Beziehung zu fokussieren. Sie kann uns aber auch, wenn sie zu überschwänglich und vorallem auch unbegründet ist, innerlich zermürben und als Nebenwirkung zwischenmenschliche Beziehungen zerstören. Besonders Menschen mit einem geringen Selbstwertgefühl machen sich gerne abhängig von dem Verhalten und den Worten ihres Gegenübers. Sie reagieren Eifersüchtig, wenn der Alltag einkehrt und ihnen dann vom Partner nicht mehr so viel Aufmerksamkeit wie im Anfangsstadium der Verliebtheit zuteil wird. Im Vordergrund steht oftmals die Angst vor dem Verlust oder einer Enttäuschung. Besonders Menschen, welche schon einmal schwere Vertrauensbrüche erlebt haben und hinnehmen mussten, reagieren verständlicherweise leichter eifersüchtig als Menschen, die in einer sorgenfreien vertrauten Umgebung aufgewachsen sind.
Smartphone in Sache liebe & Sex
In Sachen Liebe und Sex hat sich, seitdem das Internet und der mobile Zugang über das Smartphone viel verändert. Die Triebe sind dabei mehr und mehr von der Liebe abzukoppeln. Dies ist eigentlich nicht zu überraschend, denn die Liebe und die Triebe sind kein gutes Team. Liebe sucht Nähe, Verbindlichkeit und Beständigkeit. Die Triebe suchen nach Abenteuern, Neugier und Spaß. Dank dem Internet und dem mobilen Zugang über das Smartphone können wir heute Lust auch ohne Partner konsumieren. Die Anzahl von Orgasmen ohne Partner, zumindest ohne verbindlichen Partner, hat in den letzten Jahren enorm zugenommen.

Das Internet ist dabei, die Lust von der Leine zu lassen: Pornos laufen 24 Stunden am Tag in den abenteuerlichsten Genres, mittlerweile in VR-Welten auch in 3D und mit entsprechenden Sex – Toys, die haptischen Reize in Echtzeit übertragen, auch in 4D. Die Grenzen zwischen Pornographie und realen Leben verschmelzen dabei immer mehr.

Der technologische Fortschritt macht es möglich in Madagaska zu sitzen und mit jemanden am Nordpol Sex zu haben. Im Live-Sex-Cam Portalen können wir Regisseure unseres eigenen Pornos werden und dies alles in Echtzeit. Unglaublich, wer hätte das einmal gedacht. Es nutzen Millionen Menschen Portale und Apps auf der Suche nach käuflichen und unverbindlichen sexuellen Kontakten, viele davon in verbindlichen Beziehungen lebend.

Der nächste sexuelle Kick ist nur einen Klick entfernt und lässt sich einfach aus der heimischen Komfortzone anonym anbahnen, oftmals und meist ohne das der Partner davon etwas mitbekommt. Ebenfalls der Markt an Sex- Toys wartet mit sexuellen Lustspendern der Superlative auf. Orgasmen lassen sich aus Hightec- Toys ohne lästige Vorspiele und ungeliebten sexuellen Vorlieben des Partners sofort erzeugen.

Heute kann man im Handumdrehen neue Partner akquirieren und Lust erleben, ein Faktum, was in verbindlichen Beziehungen nicht wirklich geschätzt wird und Partner eifersüchtig und kontrollierend reagieren lässt. Wenn sich Verdachtsmomente der Untreue ergeben, wird ebenfalls digital schnell aufgerüstet, und zwar mit völlig anderen Mitteln als vor zwei Jahrzehnten, als Privatdetektive noch hoch im Kurs standen.

Partner akquirieren und Lust erleben

Heute kann man im Handumdrehen neue Partner akquirieren und Lust erleben, ein Faktum, was in verbindlichen Beziehungen nicht wirklich geschätzt wird und Partner eifersüchtig und kontrollierend reagieren lässt. Wenn sich Verdachtsmomente der Untreue ergeben, wird ebenfalls digital schnell aufgerüstet, und zwar mit völlig anderen Mitteln als vor zwei Jahrzehnten, als Privatdetektive noch hoch im Kurs standen.

Das vermeintliche Partner akquirieren findet heut schon in der kleinsten Partnerschafts- Krise statt. Ein Patient kommentierte diese Akquise auch als: “Mal schauen, ob ich auf dem Markt noch ankomme.” Des weiteren vermittelte ihn die Anerkennung von potentiellen Anwärterinnnen in der digitalen Welt auch Selbstbewusstsein und Bestätigung, welche ihm in der Partnerschaft wohl fehlen würde.

Misstrauen und eifersucht durch raffines
Beim Aufkommen von Misstrauen und Eifersucht bietet die Technologie heute Möglichkeiten immer raffiniertere Möglichkeiten den Partner auszuspionieren. Per YouTube bekommt man im Handumdrehen Tipps, wie Passwörter geknackt, Partner per GPs-Tracking überwacht, Spionage-Software in einem unbeobachteten Moment auf das Smartphone übertragen oder Gespräche mittels kleiner getarnter Wanzen mitgeschnitten werden können. Schon der kleine blaue Hacken in Whatsapp hat zu manchen turbulenteren Diskussionen geführt und so manch einer Partner reagiert geschockt, wenn er den eigenen Partner in Casual – Sexbörsen entdeckt. Die Digitalisierung schreitet voran, unaufhaltsam und schnell. Sie bietet viele Chancen, aber auch Risiken und erfordert einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang damit. Immer mehr Menschen reagieren eifersüchtig auf das Smartphone, dem so viel Aufmerksamkeit gewidmet ist und auf dem so viele Verlockungen und Versuchungen parat liegen, die eindeutig mit partnerschaftlichen Verträgen nicht mehr korrelieren.
Häufige diskussionen in der Partnerschaft
Paare müssen heute vielmehr differenzierter als zu vor diskutieren, wo Treue aufhört und Untreue anfängt. Heute können wir mit anderen Menschen Sex haben und treu sein, wir müssen es nur vorher abgesprochen haben. Wir können aber auch mit unserem Partner im Bett liegen und ihn online Betrügen – Die mentale Untreue – Geht gar nicht 🙁

Gerade in Zeiten allseits vorhandener starker digitaler Reize, in Zeiten der Unverbindlichkeit und nicht endender Wahlmöglichkeiten bedarf es des Nein der Abgrenzung, um Paarbeziehungen Halt und Stabilität zu geben. Als Zeichen von Respekt und Achtung in der Partnerschaft muss man sich immer wieder vergegenwärtigen, dass auch schon allein ein zeitliches Hinweden zu den schnellen Reizen des Internets zu Eifersucht auf der Gegenseite führen kann.

Und ja – es macht eben doch einen Unterschied, ob ich meinen Partner oder meinen Smartphone den ersten und den letzten Moment am Tag widme.

Frauen neigen eher zur digitalen Eifersucht
Aus einer Studie einer Psychologie Studentin geht hervor, dass Frauen eher zur digitalen Eifersucht neigen als Männer. Signifikante Geschlechtsunterschiede stellte sie zudem bei der generellen Eifersuchtsneigung fest. „Wie stark wir im Allgemeinen dazu neigen, eifersüchtig zu sein, hat einen signifikanten Einfluss auf das Erleben digitaler Eifersucht.” Das haben bereits verschiedene Studien gezeigt und auch ich kann dies bestätigen. Da die Frauen in der vorliegenden Stichprobe eine höhere generelle Eifersuchtsneigung zeigen als die Männer, ist auch ihr digitales Eifersuchtsempfinden stärker ausgeprägt. 

Äußerst beachtlich ist ebenfalls, dass Frauen tatsächlich täglich im Durchschnitt eine halbe Stunde länger in den sozialen Medien unterwegs sind wie Männer. Die 273 Befragten Frauen sind – Täglich im Durchschnitt 2,5h bei Instagram, Facebook und Tiktok aktiv. Ganz ehrlich – Bitte weshalb sind Frauen, wie auch Männer von 24 Stunden durchschnittlich 2 Stunden in der virtuellen Welt unterwegs.

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