Extraversion-Introversion – Der Psychologe Carl Gustav Jung war einer der ersten, der diese Begriffe prägte. Ihm zufolge sind Introvertiertheit und Extravertiertheit zwei Grundhaltungen, die die vier psychologischen Hauptfunktionen beeinflussen: Denken, Fühlen, Empfinden und Intuition. In der Vorstellung von Jung kann die psychische Energie entweder nach außen (extravertiert) oder nach innen (introvertiert) gerichtet sein – jeweils bezogen auf Wahrnehmung.
Das Big-Five-Modell ist zwar die dominierende, doch nicht die einzige Methode, die dazu entwickelt wurde, um Persönlichkeitseigenschaften zu kategorisieren oder zu gruppieren. Zu weiteren einflussreichen Modellen gehören der Sechzehn-Persönlichkeitsfaktoren-Test des britisch-amerikanischen Psychologen Raymond Cattell (1905-1998) und die Typenlehre des deutsch-britischen Psychologen Hans Eysenck (1916-1997), der zu Lebzeiten der meistzitierte Psychologe der Welt war.
Nach Eysenck sind Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit Aspekte einer tieferliegenden Persönlichkeitsdimension, die er “Psychotizmus” nannte und die zu einem Drei-Faktoren-Modell mit den Dimensionen Neurozitismus-Stabilität und Extraversion-Introversion gehört.
Eysenck hat unglaublich viel geleistet, um das Konzept der Extraversion-Introversion bekannt zu machen, auch wenn die Begriffe selbst auf der Schweizer Psychoanalytiker Carl-Gustav-Jung (1875-1961) und sein 1921 veröffentlichtes Buch Psychologische Typen zurückgehen. Eysenck analysierte Persönlichkeitsdaten von 700 Veteranen, die bei ihm in Behandlung waren, und gelangte zu dem Schluss, dass die Abweichungen in ihren Werten größtenteils auf einen grundlegenden Faktor zurückgeführt werden konnten. JungsTerminologie der Extraversion- und Introversion übernehmend, nannte Eysenck diesen Faktor “E”.
1. Seiner Überzeugung nach musste ein derart wichtiger psychologischer Bestimmungsfaktor eine biologische Grundlage haben oder – anders ausgeformuliert – im Gehirn veranlagt sein.
2. Eysenck glaubte, dass die “E” Werte pder Punkte von der kortikalen Erregung oder Erregbarkeit einer Person abhängen – also der Intensität der Hirnaktivitäten und der Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung.
3. Introvertierte erleben ein höheres Niveau an kortikaler Erregung und sind daher empfindlicher gegenüber Reizen, die ihre Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, überlasten können. Dementsprechend versuchen sie, sich nur begrenzten Reizen auszusetzen, indem sie soziale Kontakte und Aufregung reduzieren.
4. Extravertierte hingegen haben ein niedriges Niveau an kortikaler Erregung, was sie auszugleichen versuchen, indem sie ein höheres Niveau äußerer Stimulierung anstreben.
5. Allerdings entkräftete der britische Psychologe Jeffrey Gray (1934-2004) diese Idee 1970 mit seiner Reinforcement-Sensitivity-Theorie. Danach verfügen Extravertierte über ein empfindlicheres neurologisches Belohnungssystem, weshalb sie motivierter sind, soziale Interaktionen zu suchen. Sie ziehen daraus einen größeren Nutzen und erleben eine angenehme neurochemische Stimulierung.